Lueg – ein Hügel zum Ausschau halten

Eines meiner Ziele für 2014 ist der Besuch von 5 Hügeln im Emmental. Die 5 Hügel wähle ich relativ spontan, werde mich aber vor allem auf bekannte Aussichtspunkte konzentrieren.

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Mein erstes Ziel war die Lueg, die ich letzte Woche mit dem Velo erklomm. Von meinem Wohnort aus sind es rund 25 km, in einer kanppen Stunde war ich am Ziel. Die Lueg ist von allen Seiten auf befestigten Strassen erreichbar, also keine wirkliche Herausforderung. Auch mit ihrer Höhe bricht die Lueg keine Rekorde – 887m ü. M. sind doch eher bescheiden.

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Ich war an einem schönen Frühlingstag unterwegs, und erlebte das Emmental von seiner schönsten oder – je nach Sichtweise – kitschigsten Seite. Die Bauern mähten die Wiesen, die Kühe klebten an den Hängen und bimmelten vor sich hin, das Korn und das Mais und die Kartoffeln streckten ihre ersten zarten Blätter aus dem tiefbraunen Boden. Wie zu Gotthel…, nein, lassen wir das.

Ich wurde von knatternden Traktoren überholt und von gemächlich fahrenden Mercedes mit Zürcher Kennzeichen. Auf die Lueg fährt man schliesslich zum Schauen, nicht zum Rasen. Insgesamt hatte es aber kaum Verkehr. Die Hauptverkehrszeit in Affoltern ist an einem sonnigen Sonntag, an Arbeitstagen ist nicht viel los. Selbst wenn die Sonne scheint.

Und so erstaunte auch die kleine Gruppe Leute auf dem Hügel selbst nicht. Zwei Väter mit einer Horde Kinder, die gerade die Grillstelle räumten. Einige Biker. Ältere Ehepaare in Bundfaltenhosen und gemusterten Blusen.

Ich hatte weitere Verpflichtungen und musste bald wieder zurück, doch der kurze Besuch war erfrischend. Und – fast darf ich es nicht sagen – machte mich schon etwas Stolz, Emmentaler zu sein.

Aus geographischer Sicht liegt die Lueg auf einem der letzten markanten Hügelzüge des nördlichen Emmentals, bevor sich die Landschaft dann ins eher flache Mittelland erstreckt. Die Lueg ist gegen Norden und Süden freistehend, was eine hervorragende Fernsicht ermöglicht. Die gesamte Ketter der Berner Alpen ist ebenso zu sehen wie das Mittelland und die Jurakette. Diese Fernsicht ist auch die Begründung für den Namen. Lueg ist abgeleitet vom Berndeutschen luegen, was soviel wie schauen oder sehen bedeutet. Man geht auf die Lueg zum Schauen.
Die gute Weitsicht machte die Lueg auch strategisch wichtig, und so wurde dort auch ein Punkt für das bis ins 19. Jahrhundert benutzte Alarmierungssystem mit optischen Signalen wie Rauch und Feuer eingerichtet. Bei Mobilmachungen diente der Punkt zudem als Sammelstelle für die Soldaten der Region.
Im Jahr 1921 wurde auf der Lueg ein Denkmal für die während dem 1. Weltkrieg im aktiven Militärdienst verstorben Soldaten gebaut. Speziell ist, dass diese Soldaten nicht etwa im Kampf gefallen sind, sondern in grosser Zahl durch die spanische Grippe hingerafft wurden.
Heute trumpft die Lueg weiterhin durch eine gute Fernsicht, und die Feuerstelle zum grillieren und etliche Bänke laden zum Verweilen ein. Theoretisch ist der Aussichtspunkt sogar mit Kinderwagen und Rollstuhl zu erreichen, der letzte Steile Aufstieg erfordert aber einiges an Schubkraft.

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