„Sie schaut gerade glücklich die Hochzeit von William und Kate im Fernsehen.“ Samar Yazbek, die diese Worte über ihre Tochter schreibt, versucht derweil im Internet die neusten Informationen über die Revolution zu erfahren. Doch die Tochter will, dass Samar neben ihr sitzt. Sie ist gerade von einem Aufenthalt im Dorf ihrer Familie zurück gekehrt. Dort musste sie erleben, wie ihre Mutter beschimpft und in Flugblättern als Verräterin abgestempelt wurde. Man will Sie umbringen.
Eine Anekdote aus den Tagebucheinträgen von Samar zu den ersten 3 Monaten der syrischen Revolution. Sie hat ihre Erlebnisse, ihre Gedanken und Geschichten Anderer im Buch Schrei nach Freiheit veröffentlicht. Jeder Eintrag trägt diese Spannung in sich, die Spannung zwischen dem normalen Alltag einer modernen, gebildeten Familie, und dem Grauen eines sich abzeichnenden Krieges. Die Geschichte einer jungen Mutter, die verbissen an ihre Ideale glaubt und sich tapfer dafür einsetzt. Doch Samar realisiert schnell:
Der Tod ist überall. Im Dorf. In der Stadt. Am Strand
Die von Samar beschriebenen Ereignisse liegen fast 5 Jahre zurück. Die syrischen Menschen treten dem Regime entgegen und beginnen für Freiheit zu kämpfen. Schnell wird deutlich, dass das Regime erbarmungslos zurück schlägt. Mit einer unfassbaren Brutalität. Der Idealismus der Demonstranten wird unerbittlich zerstört.
Samar verklärt nichts. Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, wie stark sie die Ereignisse erschüttert. Und die immer neuen Meldungen und ihre eigenen Erlebnisse machen sie immer ratloser. Sie schläft kaum noch und weint oft. Sie stürzt sich in einen verzweifelten Aktionismus, doch der Geheimdienst droht ihr unverblümt.
Schlussendlich verlässt sie das Land, auch um ihrer Tochter willen.
Syrien verlassen bedeutet den Tod und nichts anderes. Es bedeutet, meine Haut abzustreifen, mein Herz rauszureissen, alles aufzugeben, was ich geplant hatte.
Ein erschütternder Bericht einer Frau, die nur zu deutlich erkennen muss, wie ihr Land im Chaos versinkt.
Schrei nach Freiheit. Bericht aus dem Inneren der syrischen Revolution. Samar Yazbek https://mega-pizzeria.com , München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2012. Übersetzt aus dem Arabischen von Larissa Bender.