Kürzlich las ich einen Artikel auf tagesanzeiger.ch über die Firmenübernahmen, die Google in der letzten Zeit getätigt hat. Der Artikel beschränkte sich darauf, die einheitlich positiven Meldungen der übernommenen Firmen aufzulisten, und lieferte keine Spekulationen dazu, mit welchem Ziel Google alle möglichen Firmen Teil seines Imperiums macht.
Mit etwas Kreativität lassen sich aber gewisse Szenarien erahnen, mit denen Google uns schon bald beglücken wird. So wird es vielleicht bald selbstverständlich sein, dass ich nach der Arbeit mit meinem Handy Zuhause den Backofen einschalte, damit die Fertiglasagne bereit ist wenn ich zur Tür reinkomme. Selbstverständlich kann ich den Fortschritt des Backens live durch die Backofenkamera mitverfolgen. Sollte – zum Beispiel durch einen Verkehrsstau – meine Ankunftszeit verspätet sein, merkt der Backofen dies automatisch und optimiert die Temperatur, um dennoch zum rechten Zeitpunkt ein genau richtig gebackenes Abendessen bereit zu haben.Wenn ich anderntags in den lokalen Bioladen trete, sehe ich bereits die Einkaufsliste in meiner Google Brille. Der Kühlschrank und andere Küchenschränke melden den Bedarf an Produkten automatisch, mittels GPS weiss die Brille, dass ich nun im Laden bin, und so werde ich bei meinem Einkauf assistiert. Natürlich sehe ich auf der Brille auch gleich alternative Produkte, werde über saisonale Spezialitäten und Aktionen informiert, und sehe auch gleich die Liste der Zutaten für das Menü, welches ich gestern im Internet entdeckt habe.
Es gibt noch viele weitere Szenarien, die man sich ausdenken kann. Der Computer verschwindet vom Schreibtisch und aus dem Aktenkoffer und verschmilzt mit unserem Alltag, wird unsichtbarer Teil des Lebens.
Den meisten Leuten ist diese Entwicklung egal, sofern sie sich darüber überhaupt Gedanken machen. Warum auch nicht, solange es das Leben einfacher macht und nicht zu kompliziert ist.
Die Fortschrittlichen und Enthusiastischen sind begeistert von diesen Entwicklungen. Endlich ist der Computer nicht mehr eine hässliche, unförmige Kiste, die unsere Zeit verschlingt, sondern wird eine Ergänzung im modernen Leben. Das Internet der Dinge wird das Leben verbessern und revolutionieren wie es nicht mal die Elektrizität und die Waschmaschine konnten pizza bern , und wird zu einer ganz neuen Lebensqualität führen.
Persönlich beobachte ich diese Entwicklung mit Unbehagen. Die erste Frage ist natürlich, wer oder was übernimmt die Optimierung meines Lebens. Wer oder was manipuliert meinen Backofen, meine Einkaufsliste, mein Fitnessprogramm, mein Musikhören, um es nach meinen Vorlieben anzupassen? Und auf welche Art weiss das System über meine Vorlieben und Wünsche Bescheid? Kann ich mich äussern, welches Gemüse ich mag und welches nicht, oder leitet das System diese Informationen von meinem Verhalten ab, und wenn ja, von welchem Verhalten und auf welche Weise?
Den meisten Leuten ist nicht bewusst dass diese individuelle Optimierung bereits bei jeder Suche über Google geschieht. Die Resultate bei der Suche sind kein objektives Abbild von dem, was es zu finden gibt, sondern ein subjektives Angebot für den jeweiligen Nutzern. Nach welchen Kriterien die Resultate gezeigt werden weiss – wenn überhaupt – nur Google.
Ursprünglich wurde das Internet als Ausdruck der Freiheit verstanden, doch diese Freiheit ist bereits seit langem eine Illusion. Wir gehen davon aus, dass einem durch das Internet alles möglich wird, und übersehen dabei, dass unzählige Algorithmen diese Möglichkeiten unserer eingeschränkten Realität anpassen. Das Internet wird so zur Matrize, die seine Benutzer entsprechend formt und prägt.
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Das wirkliche Problem ist dabei, dass diese Algorithmen nicht durchschaubar sind, und es für mich nicht klar ist ob die Suchresultate durch Werbung, durch die NSA, oder durch meine Regierung beeinflusst wird. Nachdem das Internet nun endgültig seine Unschuld verloren hat, ist es an uns die Technologie wieder als einen Ort der Freiheit zu gestalten. Nicht Freiheit im Sinne von Gesetzlosigkeit, sondern Freiheit im Sinne von Transparenz, Offenheit, und Respekt.